Das dreckige Dreieck – so werden Gläubiger und Aktionäre der SKW AG reingelegt

Das dreckige Dreieck – so werden Gläubiger und Aktionäre der SKW AG reingelegt

Wie räume ich eine Firma leer? Die Vorgänge um die Münchner SKW Metallurgie gleichen einem Raubzug, den Juristen und Börsenhallodris ausheckten. Die Opfer sind Gläubiger und Anleger.

Die Aktionäre der SKW Stahl-Metallurgie Holding AG waren schlechte Nachrichten gewohnt. Aber was da am 27.9.2017 über den Ticker ging, ließ selbst abgebrühte Zocker zucken: Insolvenz.

Dabei hatte sich in den Monaten zuvor die Lage aufgehellt. Noch Mitte August hieß es, die Umsätze lägen über den Erwartungen. Auch ein Sanierungskonzept wartete in der Schublade. Und jetzt das?

Die Insolvenz sei nötig, vermeldete SKW-Chef Kay Michel, weil ein widerspenstiger Aktionär und Aufsichtsrat namens Olaf Marx ein Sanierungskonzept blockiere, in das der Investor Speyside Equity eingebunden sei. Jetzt wolle man die Insolvenz in Eigenverwaltung nutzen, um die Sanierung doch noch durchzubringen. Scheinheilig lässt Michel verbreiten: „Ziel ist es, die eingeleitete finanzielle Restrukturierung zusammen mit dem Investor Speyside Equity unter Beteiligung der Gläubiger und Aktionäre im Verfahren über den Insolvenzplan zu erreichen.“

Ob die Gläubiger – ausgenommen Speyside, die den Banken ihre Forderungen (ca. 74 Mio.) für 48 Mio. Euro abkauften – jetzt tatsächlich noch ein Wörtchen bei der Sanierung mitzureden haben, darf jedoch bezweifelt werden.

Unter ihnen befindet sich sogar ein Ex-Minister: Peter Ramsauer, dem SKW für seine Dienste als Aufsichtsratsmitglied eine Stange Geld schuldet.

Ramsauer, der im Deutschen Bundestag als Großmeister der Nebeneinkünfte gilt, spielt zusammen mit seinem Vertrauten, dem Ex-CSU-Abgeordneten und Lobbyisten Klemens Joos, eine merkwürdige Rolle im SKW-Drama, auf die ich in einem anderen Artikel noch detailliert eingehen will.

Was aber macht diese Insolvenz unter der Regie von Zahlenschubser Kay Michel und Speyside-Chef Oliver Maier so dubios?

Ganz einfach. Der Gruppe geht es nämlich gar nicht so schlecht, wie uns SKW-Chef Michel glauben machen will. Mir scheint sogar, der studierte Wirtschaftsingenieur hat heimlich an ein paar Stellschrauben gedreht, um die Lage übler darzustellen als sie ist. Hinweise darauf gibt es zuhauf.

Etwa exzessive Ausgaben, die nichts anderes zum Ziel haben konnten, als die Kasse zu leeren. Zum Beispiel eine völlig unnötige Strafzahlung an die BaFin (668.000 Euro) für die verspätete Abgabe des Halbjahresberichts 2016. Oder gigantische Honorare – fast 9 Mio. Euro Rechts- und Beratungskosten im Jahr 2016.

Braucht ein altgedienter Haudegen wie Michel, der Jahre selbst als Unternehmensberater arbeitete, so viel teure Hilfe?

Mir scheint, hier ist eine gewaltige Intrige am Laufen. Vielleicht irre ich mich. Oder es ist ganz einfach. Lasst mich ein Szenario entwickeln:

Man wirft das Geld mit beiden Händen zum Fenster raus, bis die Holding in gefährliche Schieflage kippt, besorgt sich einen Investor, der in alle Pläne eingeweiht ist und den Banken die Schulden zum Spottpreis abkaufen will und schreit dann plötzlich „Insolvenz“, um auch noch lästige Großaktionäre loszuwerden, die das Manöver zu stören drohen.

Wenn alle Störenfriede ausgeschaltet sind, wird in Ruhe eingesackt – profitable Unternehmensbeteiligungen, die von der Insolvenz unberührt bleiben.

Die Angeschmierten: Aktionäre und Gläubiger.

Was in diesem Szenario noch fehlt?

Ein gieriger Insolvenzverwalter.

Darf ich vorstellen: Dr. Christian Gerloff. Berühmt geworden durch seine Dienste für Escada, die ihm und seiner Kanzlei nach nur zehn Wochen Arbeit über 5 Mio. Euro brachten. Hans Haarmeyer, Insolvenzrechtler und Professor an der Fachhochschule Koblenz nannte das Selbstbedienung.

Gerloff widme ich mich in einem anderen Artikel:

Nehmen und nehmen lassen heißt das Motto von Insolvenzverwalter Christian Gerloff

Hier jedoch erkläre ich euch genauer, was ich die Verschwörung des dreckigen Dreiecks nenne. Das Dreieck aus den Playern Oliver Maier – Kay Michel – Christian Gerloff.

Durch die Planinsolvenz von SKW fällt Speyside (wie oben erwähnt) nicht nur die ausgeblutete SKW Stahl-Metallurgie Holding in die Hände, sondern auch sämtliche profitable Beteiligungen in Übersee, die Oliver Mayer noch große Freude machen werden. Und das für so wenig Geld, dass alle SKW-Gläubiger in bittere Tränen ausbrechen müssen.

Ja, es wird ihnen zum Heulen sein, wenn Michel und Mayer mit ihrer Nummer durchkommen. Namen gefällig?

Dem Vernehmen nach befinden sich unter den Gläubigern die Boston Consulting Group, KPMG, PricewaterhouseCoopers, die Rechtsanwaltskanzleien Noerr LLP und Hengeler Müller, viele Dienstleister, Krankenkassen, das Finanzamt und ein paar SKW-Mitarbeiter. Die Gigaset AG und die ehemalige SKW-Chefin Ines Kolmsee toppen die Liste mit jeweils einer Millionenforderung.

Insgesamt belaufen sich die Forderungen gegen SKW auf ca. 90 Mio. Euro.

Ach ja, und Kay Michel selbst, der die Bezahlung ausstehende Tantiemen begehrt. Aber das wird sich später schon mit Speyside regeln lassen.

Der US-Hedgefonds mit Sitz in New York beansprucht 70 Mio. Euro für die Ablösung der Bankkredite und hält somit die höchste Einzelforderung. Dabei bezahlte Speyside deutllich weniger: 48 Mio., wie bereits oben erwähnt. Wie das zusammenpasst, verstehe ich nicht ganz.

Wie trickreich Speyside davon nur einen Bruchteil aus eigener Tasche bezahlen will, stelle ich euch in diesem Artikel vor:

Seid auf der Hut vor Speyside Equity! Die Firmenräuber um Oliver Maier räumen SKW leer

Zurück zum dreckigen Dreieck.

So wie SKW gehörte Evonik einst zum Degussa-Imperium. Und auf die vagabundieren Filetstücke aus dem auseinandergeflogenen Großkonzern hat es Maier jetzt wohl abgesehen, um ein neues Stahl-Konglomerat zu formen. Mit Kay Michel dürfte er einen kongenialen Partner gefunden haben, um sich die SKW-Töchter einzuverleiben. Und mit Christian Gerloff einen willigen Sachwalter, der wieder mal gigantische Honorare einstreift.

Fünf Mio. Euro für 10 Wochen Arbeit waren es bei Escada. Zum Entsetzen der Gläubiger.

Kommen wir zu den Perlen der SKW-Insolvenz, den gut laufenden Auslandsbeteiligungen, die Michel so elegant in den Schoß von Speyside steuern möchte.

Im Bericht über das dritte Quartal 2017 stehen imposante Steigerunszahlen. Die Profitabilität hat sich enorm verbessert.

Passt das zu einer Insolvenz? Kein Wunder, dass Speyside zuschnappen will. Das geschäftliche Risiko der Übernahme ist überschaubar.

  • Segment Nordamerika (ESM, SKW Nordamerika ): Umsatz 94m EUR (+4,4%), EBITDA 4,6m EUR (+44%)
  • Segment Südamerika (Tecnosulfur): Umsatz 19m EUR (+17%), EBITDA 4,1m EUR (+46%)
  • Segment Sonstige und Holding: operative Gesellschaften Quab und SKW GmbH: Umsatz 22,4m EUR (+15%), EBITDA 4,4m EUR (+389%)

Die SKW-Aktionäre und Gläubiger könnten eigentlich zufrieden sein. Wenn es diese Insolvenz und das dreckige Dreieck nicht gäbe. Ach so, das ist ja nur eine schmutzige Fantasie…

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