Ramsauer sagte ab, aber sonst war die SKW-HV am 18.5. ganz lustig
Peter Ramsauer entzog sich der Debatte über seine fragwürdige Rolle bei der Enteignung der SKW-Aktionäre. Aber auch die restlichen Akteure gaben ein schönes Sittenbild ab.
Kommt er oder kommt er nicht, fragte ich mich und viele andere auch, als ich am 18. Mai durch die sonnige Innenstadt von München zur SKW-HV am Hofgarten spazierte. Letztendlich kam er nicht, der Peter Ramsauer, um sich von empörten Aktionären aus dem SKW-Aufsichtsrat werfen zu lassen. Einige waren extra aus seinem Wahlkreis Traunstein angereist.
Dann, im plüschig-abgerockten Kaufmanns-Casino, umrahmt von biederen Ölschinken mit ehrpusseligen Krämervisagen aus drei Jahrhunderten und beleuchtet von angestaubten Kristalllüstern, saßen dann die SKW-Mächtigen neben ihrem Herausforderer Olaf Marx am Podium und traten einzeln vor, um ihre Ansprachen zu halten. Die waren allesamt zwischen jämmerlich bis souverän. Es hat ihnen wenig genutzt. Hier sind die Ergebnisse der Abstimmungen:
Ramsauer ist raus! Das ist das Ergebnis der SKW-HV am 18. Mai 2018 in München
Die darauffolgende Runde mit Aktionärsstimmen war dann schon etwas unterhaltsamer.
Ich packe meine Eindrücke und Beobachtungen dieses Tages in einen bunten Textfleckenteppich, denn eine brave Dokumentation der teils öden Sprechtexte wäre dem geneigten Leser kaum zumutbar.
Zum Auftakt ein kurzes Zitat aus den Mühlen der Justiz:
„Den Gesellschaftern verbleibt insbesondere die Befugnis, außerhalb des Insolvenzplans mit einer Kapitalerhöhung den Insolvenzgrund nachhaltig zu beseitigen.“ [Oberlandesgericht München, Urteil vom 14. Mai 2018]
„Speyside gibt der SKW durch die Integration in einen Wettbewerber Perspektiven.“ [SKW-Alleinvorstand Kay Michel]
„Es ist ein Trauerspiel, wie man einen Weltmarktführer ruiniert und einem Investor zuspielt. SKW wurde fahrlässig ruiniert!“ [SKW-Aktionärin Frau Köhn]
„Um Speyside durchzusetzen hat Kay Michel drei Hauptversammlungen wieder abgesagt, nachdem ihm klar wurde, dass ihm dafür die erforderliche Mehrheit fehlt.“ [SKW-Aktionär und AR Olaf Marx]
„Man hätte 5% der Einlagen erhalten können, MCGM hat das verhindert. MCGM trägt eine Mitschuld an der Insolvenz. Wer sich hier als Retter darstellt, ist derselbe, der den Insolvenzgrund herbeigeführt hat.“ [AR-Vorsitzender Alexander Kirsch kurz vor seiner Abwahl]
„Fünf Prozent sind lächerlich, das ist gleich viel wert wie null.“ [Johannes Weber, Sprecher der Schutzgemeinschaft der Kleinaktionäre SdK, über den Kapitalschnitt]
„Angeblich soll es eine Verschwörung geben, um SKW in die Hände von Speyside zu spielen. Es wird eine Dolchstoßlegende kreiert, bei der alle unter einer Decke stecken.“ [SKW-Alleinvorstand Kay Michel]
„Sie sind der Hauptschuldige für das Desaster und ich finde, dass wir sie verklagen sollten. Sie haben uns verraten und verkauft. Sie gehören hinter Schloss und Riegel. Was maßen sie sich an, uns so zu behandeln? Das habe ich in 35 Jahren auf dem Aktienmarkt nicht erlebt.“ [SKW-Aktionär Fritz Schmilewski zu SKW-Alleinvorstand Kay Michel]
„Ich bin seinerzeit nicht angetreten, um SKW in die Insolvenz zu führen.“ [SKW-Alleinvorstand Kay Michel]
„Die Banken haben Herrn Michel durch den Verkauf ihrer Kredite eine Watsche erteilt. Es gab kein Vertrauen mehr.“ [SKW-Großaktionär und AR Olaf Marx]
„Seien sie vorsichtig, wenn sie aufgefordert werden, ihr gutes Geld dem schlechten hinterherzuwerfen.“ [AR-Vorsitzender Alexander Kirsch kurz vor seiner Abwahl]
"Wird der Aufsichtsrat umbesetzt, haben Sie wieder eine realistische Chance, den Wert Ihres Investments zu steigern." [SKW-Großaktionär und AR Olaf Marx]
„Um Speyside ohne Hauptversammlung durchzudrücken, hat sich Kay Michel in eine Insolvenz geflüchtet. So sollen die Aktionäre enteignet werden.“ [SKW-Aktionär und AR Olaf Marx]
„Keiner hat sich in die Insolvenz geflüchtet, das ist Unsinn. Hier ist nicht der wilde Westen. Lassen Sie sich keinen Bären aufbinden!“ [AR-Vorsitzender Alexander Kirsch kurz vor seiner Abwahl]
„Wir müssen mit der Kapitalerhöhung die Insolvenz wasserdicht abwenden, dann gibt es auch andere Börsenkurse.“ [SKW-Großaktionär und AR Olaf Marx]
„Garantieren sie die Finanzierung der Kapitalerhöhung? Das ist eine gigantische Nebelkerze.“ [SKW-Alleinvorstand Kay Michel zu SKW-AR und Großaktionär Olaf Marx]
„Es geht um 600 Arbeitsplätze, die gerettet werden müssen. Und das gelingt nicht, wenn sie inkompetenten Leuten ihre Stimme geben.“ [Andreas Breijs, Sprecher der DSW – Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz über Olaf Marx]
„Es geht auch um 600 Mitarbeiter.“ [AR-Vorsitzender Alexander Kirsch kurz vor seiner Abwahl]
„Der Verlust von 600 Arbeitsplätzen ist Unsinn. Nur die Holding mit ca. 15 Mitarbeitern ist insolvent, nicht die Beteiligungen, wo fast alle arbeiten.“ [SKW-Großaktionär und AR Olaf Marx]
„Man hat immer so lapidar gesagt, es gibt keine Alternativen zur Insolvenz. Das ist mir zu wenig. Mit wem konkret wurden Gespräche geführt?“ [Johannes Weber, Sprecher der Schutzgemeinschaft der Kleinaktionäre SdK]
„Wir, die MCGM, haben mit verschiedenen Partnern vier Vorschläge zur finanziellen Restrukturierung und Kapitalzufuhr unterbreitet. Alles wurde aus fadenscheinigen Gründen beiseitegeschoben.“ [SKW-Aktionär und AR Olaf Marx]
„Marx ist unkollegial, unprofessionell und obstruktiv.“ [AR Titus Weinheimer kurz vor seiner Abwahl]
„Die Vertraulichkeit im Aufsichtsrat ist egal, die Aktionäre sollten die Wahrheit erfahren: Marx war unprofessionell.“ [Ex-AR-Vorsitzender Volker Stegmann kurz vor seiner Abwahl]
„Kay Michel hat seit 2016 keine langfristige Finanzierung auf die Beine gestellt.“ [SKW-Großaktionär und AR Olaf Marx]
„Die Einberufung dieser HV ist ein unverantwortlicher Versuch, sich gegen die Sanierung der SKW zu stellen. Aus meiner Sicht versenkt man hier ein Rettungsboot, obwohl es kein anderes mehr gibt.“ [AR-Vorsitzender Alexander Kirsch kurz vor seiner Abwahl]
„Das Ausbooten der Aktionäre durch Kay Michel, der willfährigen Aufsichtsratsmehrheit, Speyside-Manager Oliver Maier und dem hier anwesenden Insolvenzverwalter Christian Gerloff verstößt gegen geltendes Europarecht.“ [SKW-Aktionär und AR Olaf Marx]
„Glauben sie wirklich, dass sie der richtige Mann für SKW sind?“ [SKW-Mitarbeiter Christian Schunck zu Olaf Marx]
„Marx ist wie Trump und verlangt von seinen Vertrauten Treueschwüre.“ [AR Titus Weinheimer kurz vor seiner Abwahl]
„Es gibt Angriffe, Unterstellungen und Verleumdungen gegen mich. Die Öffentlichkeit und die Aktionäre werden für dumm verkauft.“ [SKW-Alleinvorstand Kay Michel]
„Das Verhalten von Kay Michel ist von Gesetzesverstößen geprägt. Erst mit einer einstweiligen Verfügung konnte er dazu bewogen werden, diese Hauptversammlung vorzubereiten.“ [SKW-Aktionär und AR Olaf Marx]
„Was sie betrieben haben, ist Entmündigung durch die kalte Küche.“ [SKW-Aktionär Christoph Botzenhart zu SKW-Alleinvorstand Kay Michel]