Der Lobbyist und die Politiker: Klemens Joos, Peter Ramsauer und die diskrete Einflussnahme bei SKW

Der Lobbyist und die Politiker: Klemens Joos, Peter Ramsauer und die diskrete Einflussnahme bei SKW

Auf den letzten Drücker verkaufte Politiker-Spezl und Super-Lobbyist Klemens Joos sein dickes SKW-Aktienpaket. Kurz bevor bekannt wurde, dass die Aktionäre enteignet werden sollen.

Als die beinahe gescheiterte Übernahme der Filialen des strauchelnden Tengelmann-Konzerns durch die Edeka-Gruppe doch noch gelang, fiel sein Name: Klemens Joos, Lobbyist und Gründer der Agentur → Eutop. Eine Ministererlaubnis von Sigmar Gabriel hatte den Deal schließlich möglich gemacht.

Über den Einfluss von Joos auf den Lauf der Dinge in Sachen Edeka-Tengelmann wurde öffentlich → spekuliert. Zuzutrauen ist es ihm sowieso. Joos genießt in der Wirtschaftswelt den Ruf eines diskreten Möglichmachers.

Der ehemalige CSU-Abgeordnete gilt als Spezl von Markus Söder und diversen weiteren weißblauen Granden. Auch in andere Parteien sind seine Drähte gespannt. Entweder direkt oder über die Verbindungen jener → Ex-Spitzenbeamter, die für Joos arbeiten.

Joos, der Politikerfreund, wäre fast selber Politiker geworden, entschied sich dann jedoch für eine Rolle hinter den Kulissen. „Die Aussicht, häufig in der Zeitung zu stehen, gefiel mir nicht“, gab er einmal zu Protokoll.

1990 gründete Joos die Eutop-Gruppe, die heute weltweit Lobbydienste anbietet und dabei höchsten Wert auf tadellose Reputation legt. Kritische Berichte über Klemens Joos verschwinden auf geisterhafte Weise aus den Medien. Warum und wie steht → hier.

Der diskrete Klemens Joos scheint im Auftrag seiner Kunden so manches zu bewegen. Als er jedoch auf eigene Rechnung bei der SKW Metallurgie Holding AG mitmischte, scheint etwas danebengegangen zu sein.

Rückblende in das Jahr 2016.

Der Unternehmensberater und streitlustige SKW-Aktionär Olaf Marx und Klemens Joos unterhalten sich über SKW und wie man den Laden wieder in Schwung bringen könnte. Joos fängt offenbar Feuer und sieht sich schon als kleiner Thyssen von München.

Wie von Sinnen kauft er sich ein dickes SKW-Aktienpaket zusammen, knapp über 15%. Auf einschlägigen Börsenseiten wird das Engagement von Joos bei SKW anerkennend kommentiert. Wie zum Beispiel → hier. Joos fängt an, für SKW Fäden in die Politik zu spinnen.

Er gewinnt Peter Ramsauer für den SKW-Aufsichtsrat. Der entmachtete Ex-Minister und nunmehr einfache Bundestags-Abgeordnete kennt SKW gut, denn er saß schon mal im Beirat, nachdem die Firma aus dem Evonik-Gebilde herausgelöst wurde.

Mit den Stimmen von Marx und Joos werden Ramsauer und der Versicherungsmanager Volker Stegmann im Aufsichtsrat platziert.

Etwa zur selben Zeit erwärmt sich auch SKW-Aktionär Alfred Sauter für die Firma. Der ehemalige bayerische Justizminister und jetziges Vorstandsmitglied der CSU (so wie Ramsauer) stockt seinen Aktienbestand an der SKW massiv auf und hält bis heute an die 150.000 Aktien.

Sauter greift gerne auch anderswo zu, wenn sich die Gelegenheit zu einem guten Geschäft bietet. Im Falle seines Aktienpakets der Constantin Medien AG führte das zu unangenehmen Konsequenzen. Mitte 2017 geriet der CSU-Mann deshalb → in ganz schiefes Licht.

Vielleicht ist es reiner Zufall, dass Sauter-Freund Joos ebenfalls Aktionär der Constantin Medien AG in nicht geringem Umfang war oder immer noch ist, wie man einer Präsenzliste der Constantin HV im Jahr 2016 entnehmen kann. Damals vertrat ein und derselbe Anwalt die Stimmrechte von Hauptaktionär Dieter Hahn (der sich mit seinem Rivalen Bernhard Burgener eine spektakuläre Schlammschlacht lieferte), Alfred Sauter, Klemens Joos und dessen First Holding.

Zurück zum eigentlichen Thema. Mit Ramsauer und Stegmann im Aufsichtsrat unterhält Joos nunmehr zwei ganz dicke Drähte in das Innere von SKW. Zuversichtlich macht er sich daran, die Außenwirkung der krisengeplagten Firma zu reparieren.

Mit einem namhaften Kommunikationsberater im Schlepptau will Joos für gute Stimmung bei den Medien sorgen und die SKW-Aktie zum Publikumsliebling machen.

Leider misslingt das Unterfangen. Das öffentliche Bild der SKW AG verbessert sich nicht im Geringsten.

Und siehe da, Mitte 2017 verkauft Strippenzieher Joos innerhalb kurzer Zeit und völlig überraschend fast seinen Aktienbestand und erleidet dabei schmerzhafte Verluste. Meiner Berechnung nach ca. eine Million Euro.

Was war der Hintergrund des eiligen Verkaufs?

Darüber kann man nur spekulieren. Auf jeden Fall machen wenige Wochen nachdem Joos seine letzte → Stimmrechtsmitteilung versenden ließ, die ersten Nachrichten über einen bevorstehenden → Kapitalschnitt bei SKW und die Enteignung der Aktionäre die Runde.

Hätte Joos mit dem Abverkauf noch länger gewartet, wären seine Aktien nur mehr ein Zehntel wert und sein Schaden noch viel größer gewesen.

Es mag Zufall gewesen sein, dass zum Zeitpunkt des Kapitalschnitts zwei enge Vertraute von Joos im SKW-Aufsichtsrat saßen (und noch immer dort sitzen) und der Quasi-Enteignung ihrer Aktionäre die Zustimmung erteilten.

Es mag auch purer Zufall gewesen sein, dass Joos den Totalverlust seines Investments in allerletzter Minute zu vermeiden wusste.

Wurde Joos von einem Spezl rechtzeitig gewarnt? Eine Stellungnahme zu dieser auffälligen Korrelation will Klemens Joos nicht abgeben, lässt er über seinen Anwalt ausrichten.

Peter Ramsauer, Nebenverdienst-Meister und CSU-Abgeordneter für den Wahlkreis Traunstein, wo einst der Firmensitz von SKW lag, hat jedenfalls kein Problem damit, dass den Aktionären nun die Taschen geleert werden sollen. Ich wüsste gerne, wie viele seiner Direktwähler dadurch ihr Erspartes verlieren.

Übrigens, auf Ramsauers → Abgeordneten-Website fehlt in der Rubrik „Funktionen in Unternehmen“ der Hinweis auf seine Tätigkeit im Aufsichtsrat von SKW.

One Reply to “Der Lobbyist und die Politiker: Klemens Joos, Peter Ramsauer und die diskrete Einflussnahme bei SKW”

  1. Es ist einfach unglaublich, dass der kleine Aktionär durch halbkriminelle Machenschaften enteignet wird. Besonders schlimm ist aber die Tatsache, dass hier Leute aus der Politik an maßgeblicher Stelle beteiligt sind.
    Das Ganze ist, wie so vieles, symptomatisch für unsere heutige Gesellschaft.

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