Nehmen und nehmen lassen heißt das Motto von Insolvenzverwalter Christian Gerloff
Die Pleite der SKW AG ist ein Riesengeschäft, wenn man auf der Seite von Firmenchef Kai Michel und Sachwalter Christian Gerloff steht.
Der Kreativität von Insolvenzverwaltern bei der Sicherung des eigenen Vorteils sind keine Grenzen gesetzt, schreibt der Restrukturierungs-Experte Alexander Eichner in einem bemerkenswerten Gastbeitrag für dieses Blog:
Es ist evident, dass eingesetzte Verwalter mit äußerster Konsequenz als einziges und primäres Ziel die eigene Gewinnmaximierung verfolgen. Hier geht’s zum → ganzen Artikel.
Diese drastische Diagnose dürfte auch für Christian Gerloff gelten.
Über 5 Millionen Euro kassierte der schillernde Insolvenzverwalter für die Dienste seiner Kanzlei im Zuge der Escada-Pleite. Auf Kosten der Gläubiger des Textil-Unternehmens.
Für seine Nehmerqualität wurde Gerloff heftig kritisiert. „Selbstbedienung“ nannte das der Hochschulprofessor und Insolvenzrechtler Hans Haarmeyer von der Gläubigerschutzvereinigung Deutschland (GSV).
Gerloff macht von sich reden. Nicht nur im Zusammenhang mit Escada.
Auch für seine überschaubaren Aufgaben bei der Planinsolvenz der SKW AG rieselt viel Geld in Gerloffs Tasche. Zum Leidwesen der Gläubiger, unter denen der Verdacht wächst, dass es bei dieser sogenannten Sanierung ganz und gar nicht mit rechten Dingen zugeht.
Ist das Unternehmen wirklich so klamm, wie SKW-Chef Kay Michel glauben machen will, oder handelt es sich um einen strategischen Ruin, der die SKW in die Hände des Hedgefonds Speyside Equity manövrieren soll?
Dieses durchaus realistische Szenario habe ich für meine Leser → hier dokumentiert.
Auf ca. 1.5 Mio. Euro taxiert Sachwalter Gerloff seine Dienste bei SKW. Für die Zusammenarbeit mit Kay Michel, der ihn höchstpersönlich herausgepickt hat.
Ja, man darf bei einer Planinsolvenz seinen Lieblings-Insolvenzverwalter selbst bestimmen. So sieht es das ESUG (neues Insolvenzgesetz) vor.
Im Vergleich zu den Millionen von Escada klingt Gerloffs SKW-Salär auf den ersten Blick gar nicht so üppig. Wenn man bedenkt, dass die SKWler ihre Insolvenz in Eigenverwaltung stemmen , dann allerdings schon
Denn die Arbeit machen hauptsächlich Michel und seine sauteuren Berater, allen voran PricewaterhouseCoopers, BCG und die Leute von Gleiss Lutz. Nicht jedoch Gerloff. Der hat viel weniger zu tun. Er muss nur prüfen und durchwinken.
Ist Gerloff ein monomanischer Raffke?
Eher nicht. Nehmen und nehmen lassen scheint das Motto des smarten Anwalts zu sein. Damit dürfte Gerloff nicht alleine stehen. Wie eine Bande von Raubrittern hat sich die Kaste der Insolvenzverwalter in der deutschen Wirtschaft etabliert. Das beschreibt mein Freund, der Unternehmensberater Alexander Eichner, in diesem Artikel:
Ich-ich-ich! So denkt und lenkt der räuberische Insolvenzverwalter
SKW-Chef Michel, der ihn engagierte, lässt Gerloff einen fetten Bonus auszahlen – rund 462.000 Euro für das Geschäftsjahr 2017. Gerloff hätte das verhindern können. Als Geste gegenüber den Gläubigern. Tat er aber nicht. Lieber genehmigte er dem Ruinator einen fetten Bonus. Das erscheint mir höchst fragwürdig.
Auch den designierten Neu-Eigentümern der SKW Stahl-Metallurgie Holding AG gönnt Gerloff einen warmen Geldregen.
802.000 Euro haben Oliver Maier und seine Kollegen von Speyside schon erhalten. Aus einem Guthaben auf einem Treuhandkonto, das Gerloff den Aufkäufern zuschanzte.
Und auch bei den Masseverbindlichkeiten lässt Gerloff die Taler aus dem Füllhorn rollen.
Als Masseverbindlichkeit bezeichnet man allgemein notwendige Kosten, die im Rahmen einer Insolvenz entstehen und zwingend beglichen werden müssen, damit das Verfahren überhaupt durchgeführt werden kann. Auch Löhne, Mietkosten oder neue Verträge, die für die vorübergehende Weiterführung des Unternehmens nötig sind, gehören dazu. Masseverbindlichkeiten sind immer Kosten, die zu Lasten der Gläubiger gehen.
Fast eine Million Euro beträgt die von Gerloff beantragte Summe bei SKW, die das Gericht abgenickt hat. Das ist eine astronomisch hohe Summe. Dass die Gläubiger jetzt langsam durchdrehen, kann man gut verstehen.
Ein besonders groteskes Beispiel gefällig?
Ein Kommunikationsberater aus Köln soll fast 24.000 Euro erhalten. Zusätzliche 15.000 Euro sind für „externe Kommunikationsberater“ eingeplant, für nur wenige Monate.
Ich weiß, dass es bei einer Insolvenz nicht viel nach außen zu kommunizieren gibt. Das Wesen einer Planinsolvenz besteht ja gerade darin, dass die Firma unter eine schützende Käseglocke gestellt wird, um dort allmählich zu gesunden. PR und Marketing-Gedöns? Völlig überflüssig.
Die SKW-Pleite scheint ein hervorragendes Geschäft zu sein. Nicht nur für Gerloff, Michel und Speyside-Chef Maier.